Merz: Israel macht im Iran «Drecksarbeit» für uns

G7-Gipfel in Kanada
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G7-Gipfel

Kananaskis (dpa) - Aus Sicht von Bundeskanzler Friedrich Merz macht Israel im Krieg mit dem Iran derzeit «die Drecksarbeit» für den ganzen Westen. Das machte der CDU-Politiker in einem ZDF-Interview am Rande des G7-Gipfels in Kanada deutlich. «Ich kann nur sagen, größten Respekt davor, dass die israelische Armee den Mut dazu gehabt hat, die israelische Staatsführung den Mut dazu gehabt hat, das zu machen», sagte er. «Wir hätten sonst möglicherweise Monate und Jahre weiter diesen Terror dieses Regimes gesehen und dann möglicherweise noch mit einer Atomwaffe in der Hand.» Merz verwies dabei auch auf iranische Drohnenlieferungen für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Merz hält es für noch offen, ob US-Präsident Donald Trump seinem Militär befiehlt, an der Seite Israels in den Krieg einzugreifen. «Es gibt offensichtlich noch keine Entscheidung der amerikanischen Regierung», sagte er dem Sender Welt TV. Diese würde «wohl erst in naher Zukunft getroffen», fügte Merz hinzu. «Es hängt jetzt auch sehr davon ab, wie weit das Mullah-Regime bereit ist, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.» 

Bei RTL/ntv sagte Merz allerdings zur Frage eines amerikanischen Eingreifens, seine Vermutung sei, «dass die Amerikaner das gar nicht mehr brauchen». «Es sei denn, es gibt jetzt noch Reaktionen seitens der iranischen Regierung im Hinblick zum Beispiel auf wichtige Versorgungseinrichtungen, wichtige Energieversorgungseinrichtungen. Dann könnte es für die amerikanische Regierung einen Punkt geben, zu dem sie sich entscheiden, noch einmal in diesen Konflikt einzugreifen.» 

«Es wäre gut, wenn dieses Regime an sein Ende käme»

Der Kanzler hofft im Zuge der israelischen Angriffe gegen die iranischen Atomanlagen auf ein Ende der Regierung in Teheran. «Wir haben es hier mit einem Terrorregime zu tun, nach innen wie nach außen. Es wäre gut, wenn dieses Regime an sein Ende käme», sagte der CDU-Chef der ARD. Zugleich bot er Teilen der iranischen Regierung die Rückkehr an den Verhandlungstisch an. 

«Es gibt immer noch die Möglichkeit für den Teil der Regierung im Iran, der noch handlungsfähig ist, (...) zurückzukehren an den Verhandlungstisch und Gespräche zu führen. Das Angebot steht», sagte Merz. Die Entscheidung darüber liege bei der Regierung in Teheran. «Und wenn sie nicht bereit ist, die Gespräche aufzunehmen, dann wird Israel den Weg zu Ende gehen.»

Merz: US-Regierung berät wohl über bunkerbrechende Waffen 

Zur Frage der Zukunft des iranischen Atomprogramms nach den Angriffen sagte Merz dem ZDF, dass dieses seiner Annahme zufolge bereits durch die bisherigen israelischen Angriffe weitgehend beendet sei oder zumindest nicht einfach so weit fortgesetzt werden könne. Abzuwarten sei allerdings noch, was mit der letzten, tief verbunkerten Anreicherungsanlage, sei. «Da wird sich möglicherweise erst in einigen Tagen Wochen herausstellen, wie weit die Zerstörungen da reichen», sagte er.

Der Kanzler sagte, er vermute, dass in der US-Regierung derzeit über den Einsatz bunkerbrechender US-Waffen im Iran beraten werde. «Ob die amerikanische Regierung sich dazu entschließt, das zu tun, vermag ich im Augenblick nicht zu sagen.»

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